Ob nun Internet, Radio, TV, Handy oder Zeitung. Die Liste der nutzbaren Medien ist lang. Sobald wir Zeit in Medien investieren, ist es sinnvoll, sich mit dem Einfluss dieser auf unser Leben zu beschäftigen. Nun, wie viel Zeit wird laut Statistiken eigentlich in Deutschland für die Nutzung von Medien aufgebracht?
Hier eine Übersicht:
In 2021 bedienten sich der über 14-jährigen durchschnittlich mehr als 10 Stunden pro Tag audio- und audiovisueller Medien. Mit Abstand am meisten genutzt wurden Fernseher, Internet und Radio. Online-Medien wurden ca. 2 ¼ h/Tag genutzt, wobei die Altersklasse 14-29 Jahre mit 4,5 Stunden Nutzung pro Tag weit über dem Schnitt liegt. 30 bis 49-jährige nutzten Online-Medien ca. 3 h/Tag.
Social Media wurde in 2021 ca. 1,5 h/Tag genutzt. Wobei auch hier zu beachten ist, dass die jüngeren Altersgruppen deutlich über dem Schnitt liegen. Nach einer Krankenkassenumfrage nutzen 85 % der 12- bis 17-jährigen nahezu 3 Stunden täglich soziale Medien.
Stand Februar 2022 beträgt die Zeit, in der die 16 bis 64-jährigen im Internet verbringen, durchschnittlich fast 5 ½ h/Tag sowie die Zeit, in der diese vor dem Fernseher sitzen oder Serien streamen 3 Stunden und 20 Minuten pro Tag.
Bei dieser Masse an Informationen, Bildern, Videos, versteckten Botschaften und nicht greifbaren Kontakt-begegnungen, der wir uns tagtäglich aussetzen, bleibt eine Beeinflussung dadurch nicht aus. Und es gibt gute Gründe, das eigene Konsumverhalten genauer unter die Lupe zu nehmen. Schließlich ist längst der Zusammenhang zwischen Depressionen und Social Media bekannt, sowie die stets erfolgreiche Wirkung der Marketingpsychologie oder die Meinungsformung durch (einseitige) Berichterstattungen. Auch wird durch den Medienkonsum Dopamin im Gehirn freigesetzt – ein Neurotransmitter, der für die Ausschüttung von Glücksgefühlen zuständig ist und damit die Ursache von Abhängigkeiten und Suchterkrankungen darstellt. Das Gehirn liebt den kurzen Kick und ist zudem schnell gelangweilt. Der Konsum von Medien kann demnach in die Reihe der anderen suchterzeugenden Mittel wie Zucker, Alkohol, Nikotin, Essen & Rauschmittel eingeordnet werden. Insbesondere Medienkonsum dient ebenso als Ablenkung von den emotionalen Themen, die im Unterbewusstsein schlummern.
Welche Medien nutzt du im Alltag?
Und wie viel Mehrwert hat dieser Input für dich? Ist es eine bewusste Entscheidung von dir, diese Zeit zu investieren? Oder kommen dir andere Ideen, wie du deine Zeit bewusst nutzen möchtest?
Nimm dir Zeit für die Beantwortung dieser Fragen.
Und dann lass uns, bevor es zur Challenge geht, uns noch einmal anhand von ein paar Beispielen genauer mit der Thematik auseinandersetzen:
Wenn wir uns Filme, Serien oder Videos ansehen, können wir das Gesehene mit dem rationalen Verstand bewerten. Was aber bei der Verarbeitung der Bilder durch unser Gehirn unterbewusst passiert, können wir nicht durch unseren Verstand kontrollieren. Wenn wir beispielsweise einen spannenden oder traurigen Spielfilm ansehen, löst das unweigerlich Gefühle in uns aus. Der Verstand ist in der Lage zu unterscheiden, was echt und was gespielt ist. Unser Unterbewusstsein ist das nicht. Das ist der Grund, warum das Gesehene Emotionen in uns auslöst, obwohl nichts davon echt ist und wir uns dessen bewusst sind.
Wenn du dir also – mal krass formuliert – regelmäßig ansiehst, wie Menschen sich streiten, respektlos zueinander sind, ermordet, gefoltert oder vergewaltigt werden, dann macht das unweigerlich etwas mit dir.
So funktioniert auch die Marketingpsychologie: Selbst, wenn dir der psychologische Verkaufstrick bewusst ist, springt dein Unterbewusstsein dennoch auf die roten SALE-Schilder an.
Mit den Nachrichten werden wir über nationale und internationale Themen aufgeklärt. In der Regel haben wir es hier mit negativen Schlagzeilen zu tun. Niemanden interessiert, ob der blinden 84-jährigen Oma gerade von zwei jungen, südländischen Typen über die Straße geholfen wurde. Die Diebstähle und Raubüberfälle cashen einfach mehr Aufmerksamkeit.
Mit Sicherheit kann es hilfreich sein, sich über aktuelle politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Themen zu informieren. Über die Relevanz von der Kenntnis über einzelne Straftaten am anderen Ende der Welt lässt sich diskutieren. Aber viel wichtiger ist erst einmal die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit deiner Nachrichtenquellen. Woher weißt du, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche nicht? Hast du dich mal eigenständig mit dieser Frage auseinandergesetzt? Oder hast du deine Nachrichtenquellen von jemandem übernommen? Hinterfragst du die Berichte, die du liest, hörst oder siehst? Wurden bei der Berichterstattung mehrere Seiten beleuchten? Wurden alle Fakten genannt, die dir für deine Meinungsbildung wichtig sind?
Was bei Nachrichtenkonsum nie fehlen sollte, ist genau dieser kritische Hinterfrager in uns. Schließlich bilden die meisten von uns anhand von journalistischen Berichten die eigene Meinung.
Untersuche die Wirkung des Nachrichtenkonsums auf dich:
Was löst dieser Input für Gefühle in dir aus und wie verändert er dein Weltbild? Hast du dir bereits Meinungen geformt, von Orten oder Menschen, die du nicht kennst? Wirst du aktiv, nachdem du das Elend in der Welt gesehen hast oder bleibt alles beim Alten? Wenn sich deine Handlungen aufgrund der Nachrichten, die du konsumierst nicht verändern, was ist dann deine Intention? Stärkt die Nutzung dieser Medien dein Vertrauen oder schürt es deine Ängste? Der Nachrichtenkonsum ist deshalb ebenso gefährlich wie nützlich, da er eine große Masse an Menschen emotional beeinflussen kann und da es sich bei den Informationen immer um gefilterte Informationen handelt. Natürlich kann nie ALLES an Informationen weitergegeben werden. Da die Auskünfte von uns auf Vertrauensbasis angenommenen werden, ist es nicht eher eine Glaubensfrage statt Wissen, was wir an Input aus den Berichten erhalten?
Die Alternative:
Wenn dich ein Thema interessiert, dann informiere dich einfach mal selbständig darüber und zwar bei verschiedenen Quellen. Schaue, was du tatsächlich nachvollziehen kannst. Prüfe, ob der Journalist wirklich sachlich und neutral schreibt und mehrere Seiten beleuchtet. Beurteile, ob alle wichtigen Fakten dargestellt wurden. Überprüfe angegebene Quellen und informiere dich über mögliche Sponsoren und deren Zusammenhänge mit dem Thema. Einfach gesagt: Glaub nicht alles, was du liest, siehst oder hörst, sondern recherchiere eigenständig bei deinen Themen. Bild dir nicht voreilig eine Meinung. Es ist ok, zu Dingen, keine Meinung zu haben. Es wird eh schon viel zu viel mit Halbwissen diskutiert und gestritten.
Die Auswirkung von Social Media
Dass Social Media wie Instagram, Facebook, Twitter, TikTok und Co depressiv machen, ist längst bekannt. Der unvermeidbare Vergleich mit den gefakten Bildern und Berichten der vermeintlich super glücklichen und erfolgreichen Mitmenschen mindert das Selbstwertgefühl und lässt unser Leben irgendwie falsch erscheinen. Dazu kommt die durch die Anonymität verstärkte Respektlosigkeit zwischen den Usern, im Härtefall Shitstorms oder Cybermobbing. Die Auswirkungen dieses zwischenmenschlichen Kontaktes der besonderen Art können hier vielschichtig sein. Von betroffenen Einzelpersonen hinzu zur allgemeinen gesellschaftlichen Beleuchtung kann Social Media ebenso schädlich wie nützlich sein.
Also wieso fühlen wir uns davon so angezogen?
Social Media hat genauso wie Nikotin oder andere Drogen ein hohes Suchtpotenzial und dabei häufig keinen Mehrwert. Wir sind soziale Wesen, sehnen uns nach Anerkennung und haben das Bedürfnis gesehen und geliebt zu werden. Vor allem, wenn wir uns selber nicht die Liebe und Anerkennung schenken können, die wir brauchen. Paradoxerweise finden wir in sozialen Medien oft genau das Gegenteil von einem echten, wertschätzenden Kontakt zwischen Menschen. Hinzu kommt, wie eben bereits erwähnt, dass wir gerne unterhalten und abgelenkt werden, damit wir uns nicht mit uns selbst beschäftigen müssen.
Frage dich mal nach deiner Intention: Wieso bist du auf Social Media aktiv? Welchen Mehrwert gibt dir diese Zeitinvestition und wie geht es dir während und nach der Nutzung? Fühlst du dich verbunden, unruhig, mehr oder weniger wert? Fühlst du Neid, Stolz, Zufriedenheit, Traurigkeit, Einsamkeit?
Nun aber endlich zur Challenge!
Überlege mal, welche Kanäle du viel nutzt, die wenig Mehrwert haben und entscheide dich für eine Fastenkur. Deinstalliere beispielsweise Instagram oder Facebook von deinem Smartphone und setze dir eine Frist für deine Challenge, zum Beispiel zwei Wochen. Beobachte nun genau, was passiert. Tippst du ganz automatisch immer mal wieder auf den leeren Fleck, wo sonst der Button der App war? Fühlst du dich ausgeschlossen? Ist dir langweilig? Hast du Angst etwas zu verpassen?
Du kannst diese Challenge auf andere Kanäle ausweiten. Genauso wie auf eine handyfreie Zeit oder eben eine fernseh- bzw.. streamfreie Zeit, wenn Filme und Serien zu deinem Alltag gehören. Frage dich mal ganz ehrlich, warum du überhaupt Serien oder Filme konsumierst. Was ist dein Antrieb? Was wäre, wenn du all das aus deinem Leben streichen würdest? Nur rein hypothetisch. Wie viel Zeit hättest du auf einmal? Rechne das mal pro Tag, pro Woche, pro Monat und pro Jahr aus. Wie würdest du diese Zeit anders nutzen?
Zusätzlich oder alternativ stelle dein Handy auf lautlos oder auf einen Bitte-nicht-stören-Modus, sodass zum Beispiel nur Anrufe (von …) durchgehen. Fortgeschrittene Fastenteilnehmer können natürlich auch komplett medienfreie Zeiten planen. Solltest du dein privates Handy auch dienstlich nutzen, hole dir eine zweite Sim-Karte und trenne konsequent Arbeit von Privat. Es gibt für jede Situation eine passende Lösung. Keiner von uns muss privat oder dienstlich 24/7 immer und sofort erreichbar sein. Manchmal halten wir auch nur gerne an dem Gefühl fest, gebraucht zu werden.
Dir deinen Space nur für dich zu schenken, ist ebenso wohltuend und heilend, wie notwendig, um für andere da sein zu können. Du wirst bemerken, was ein kurzer Benachrichtigungston mit dir macht, wenn du dein Handy nach einiger Zeit wieder auf laut stellst.
Es wird nicht notwendig sein, auf alles dauerhaft zu verzichten, um dein Bewusstsein zu schulen. Mache einfach mal ein paar kleine Selbstversuche. Just for fun. Deine eigenen Erkenntnisse werden dich viel weiterbringen, als irgendetwas, was ich dir hier mitgeben kann.
Also komme ins Tun - JETZT!
Du wirst feststellen, dass du viel mehr Zeit haben wirst, für Dinge, die dir wirklich wichtig sind.
Wahrscheinlich wirst du erst herausfinden dürfen, wie du die neu gewonnene Zeit überhaupt nutzen möchtest, sodass sie einen echten Mehrwert für dich hat. Das kann anfänglich auch anstrengend und frustrierend sein. Bleibe gerade wenn es tricky wird am Ball! Wenn du den Unterschied durch diese Challenge selber erfahren hast, wirst du einige Erkenntnisse über dich erlangen sowie über die ernstzu-nehmenden Auswirkungen des Medienkonsums unserer modernen Gesellschaft. Dein Umgang mit Medien wird sich mit der Zeit wie von selbst grundlegend verändern.
Und wenn du magst, teile deine Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Lesern im Kommentarbereich.
Inspiration:
Passend zu dem Thema möchte ich dir hier abschließend noch eine Inspiration mit auf den Weg geben:
Die Podcastfolge von Veit Lindau „Dein heiliger Kampf | Über die Schlacht des 21. Jahrhunderts“:
Podcastfolgen sind im Vergleich zu Youtube-Videos mehr achtsamkeitsfördernd, da das Gehirn nicht mit den visuellen Reizen beschäftigt ist und du so mehr Kapazität hast, um wirklich bei dir zu bleiben. Es ist sinnvoll, sich Zeit für das Anhören so einer Folge zu nehmen und sie nicht nebenbei vorbeirauschen zu lassen. Beobachte mal, wie lange du die Aufmerksamkeit halten kannst, wenn du nur zuhörst. Wie lange bleibst du wirklich bei der Sache und wie oft schweift dein Geist ab? Diese Beobachtungen sind nicht so fein wahrnehmbar, wenn dein Gehirn mit den visuellen Reizen abgelenkt ist.
Wenn du dir dennoch lieber das Video anschaust, ist die Podcastfolge von Veit Lindau auch auf YouTube zu finden.
Ein Bild, dass bei meinem Aufenthalt im Kleebauer Hof Retreat Center in Österreich entstanden ist.